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Newsletter 9

Respekt und Achtung

Wertschätzung ⎜ Rücksicht ⎜ Höflichkeit ⎜ Ehrfurcht

Zusammengestellt von Tanja Ardito

Für die meisten Menschen heutzutage ist Respekt der Wert mit der größten Wichtigkeit. Es ist auch so, dass Respekt und Achtung die Grundlage vieler anderer Werte bilden.

Leider wird dieser Wert in unserer Gesellschaft aber trotzdem nicht gelebt.

„Schüler machen sich über ihre Lehrer lustig, Kinder sind respektlos ihren Eltern gegenüber, Erwachsene missbrauchen Kinder, Menschen spotten über Gott,…“

(Donna J. Habenicht (2004): Wie man Kindern Werte vermittelt. 2. Auflage. Lüneburg: Advent-Verlag, S.165)

Diese Liste ließe sich unendlich weiterführen.

Der aktuelle Newsletter möchte Eltern darin unterstützen, ihren Kindern dabei zu helfen, Gott, andere Menschen, sich selbst und die Natur zu achten. Die Kinder sollen lernen, die „goldene Regel“ praktisch auszuleben.

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1. Sinn und Religion

1.1 Gottes Im.Puls für Groß

Alle Menschen achten

Achtet alle Menschen und liebt eure Brüder und Schwestern! Habt Ehrfurcht vor Gott und bringt dem Kaiser den nötigen Respekt entgegen.“ – 1. Petrus 2,17 Hfa

Hier sagt uns Gott eindeutig, dass für IHN alle Menschen den gleichen Wert haben. Gerade deshalb sollten auch wir jedem einzelnen Respekt entgegenbringen, ohne Ausnahme.

Den eigenen Körper achten

„Was immer ihr tut, was ihr auch esst oder trinkt, alles soll zur Ehre Gottes geschehen.“ – 1. Kor. 10,31 Hfa

Es ist oft viel leichter, andere mit Respekt zu behandeln, als uns selbst. Wie oft misshandeln wir unseren Körper durch zu wenig Schlaf, unmäßiges Essen, zu wenig Wasser, zu wenig Bewegung, schlechte Kleidung. Wir sollten im Hinterkopf behalten, dass wir auch in alledem unseren Kindern ein Vorbild sind.

Die eigenen Kinder achten

Kinder werden nur dann Respekt erlernen, wenn wir Eltern ihnen Respekt entgegenbringen.

Es ist wichtig, ihre Gefühle zu achten und auch einmal Fehler zuzugestehen. Vielleicht ist es manchmal besser, statt zu kritisieren oder zurechtzuweisen einfach einmal nichts zu sagen und den Fokus auf die positiven Dinge zu richten.

Die eigenen Eltern achten

 „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird.“ 2. Mose 20,12. Das ist das erste Gebot mit einer Verheißung. Es ist bindend in der Kindheit und Jugend, im mittleren Alter und im Alter. Zu keinem Zeitpunkt im Leben sind Kinder davon entbunden, ihre Eltern zu ehren.

Ellen White (2009): Ein glückliches Heim. Backnang: Gihon Publishing. S.197


Die Eltern haben besonderen Anspruch auf Liebe und Achtung, wie es keinem anderen zusteht. Gott selbst hat ihnen die Verantwortung für jene Menschen auferlegt, die ihrer Obhut anvertraut sind und hat bestimmt, dass sie an seiner Stelle stehen sollten, solange die Kinder noch jung sind. Wer also die rechtmäßige Autorität seiner Eltern ablehnt, verwirft die Autorität Gottes. Das fünfte Gebot verlangt von den Kindern nicht nur Dankbarkeit, Unterordnung und Gehorsam den Eltern gegenüber, sondern auch Liebe und fürsorgliche Rücksichtnahme. Sie sollen ihnen die Mühsal erleichtern, auf ihren guten Ruf bedacht sein, sowie im Alter für sie sorgen und ihnen Freude machen.

Ellen White (2009): Ein glückliches Heim. Backnang: Gihon Publishing. S.198

Wir sollten nie vergessen, dass wir, solange unsere Eltern leben, auch ihnen gegenüber unsere Pflichten haben. Es sollte uns ein Anliegen sein, für ein gutes Verhältnis zu ihnen zu sorgen. Auch darin sind wir unseren Kindern ein Vorbild.

Durch Grenzen Respekt lehren

In unserer zuchtlosen Zeit haben Kinder, die mangelhaft erzogen wurden, nur wenig Verständnis für ihre Pflichten gegenüber ihren Eltern. Oft ist es so, dass sie, je mehr die Eltern für sie tun, desto undankbarer sind und desto weniger Respekt vor ihnen haben. Kinder, die verhätschelt und bedient wurden, erwarten, dass das immer so weiter geht. Werden dann ihre Erwartungen nicht mehr erfüllt, sind sie enttäuscht und verzagt. Diese Einstellung behalten sie für ihr ganzes Leben. Sie werden unbeholfen, lehnen sich an andere an und erwarten von ihnen Hilfe. Sie hoffen, dass man sie begünstigt und ihnen nachgibt. Widerspricht man ihnen, selbst wenn sie erwachsen sind, dann fühlen sie sich falsch behandelt. Verärgert gehen sie ihren Weg, kaum imstande, mit sich selbst fertig zu werden. Sie murren und schimpfen, weil nicht alles nach ihren Wünschen geht.

Ellen White (2009): Ein glückliches Heim. Backnang: Gihon Publishing. S.198-199

Es ist schön, wenn wir für unsere Kinder da sind und unser Bestes geben, aber wir müssen als Eltern darauf achten, dass wir von Beginn an ganz klare Grenzen setzen. Wir tun unseren Kindern nichts Gutes (und uns auch nicht), wenn wir ihnen jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Und es ist natürlich nicht gut, Zeitmangel mit Nachlässigkeit zu kompensieren.

1.2 Gottes Im.Puls für Klein

Daniel und Nebukadnezar

Buchtipp: Meine Lieblingsgeschichten aus der Bibel (Advent-Verlag Krattingen), Band 5: Daniel und seine Freunde

Daniel wurde als junger Teenager mit drei guten Freunden nach Babylon weggeführt (zusammen mit vielen anderen ihres Alters). Sie hatten ihre Familie nicht bei sich und mussten nun in einer für sie ganz anderen Welt alleine zurechtkommen. Sie hätten sich stur stellen können, aber anscheinend haben ihre Eltern sie schon früh Respekt gelehrt, denn als sie zum König gerufen werden, der ihnen letztendlich alles genommen hat, begegnen sie ihm mit Respekt, wie es sich vor einem König gehört.

  • Zeigt eurem Kind, wie man sich vor einem König verbeugt. Lasst es einmal Daniel und einmal den König spielen.
  • Redet mit ihnen darüber, dass es genauso zwischen Kindern und Erwachsenen ist. Auch hier müssen sie Respekt zeigen, natürlich auf eine andere Art: z. B. gehorchen, höflich sprechen, ausreden lassen.
  • Spielt nun auch Situationen aus eurem Alltag nach, in denen das Kind besonders Höflichkeit zeigen kann (freundlich um etwas bitten, sich für etwas bedanken, den Vortritt lassen,…).
  • Jeder von euch aus der Familie darf für einen Tag (oder einen bestimmten Tagesabschnitt) „König/in“ sein. Bastelt dafür symbolisch eine Krone, die vom König bzw. der Königin getragen wird. In dieser Zeit soll er von allen anderen besonders respektvoll und geachtet behandelt werden.
  • Obwohl Daniel und seine Freunde dem König respektvoll gegenübertraten, achteten sie Gottes Anweisungen mehr als Menschengebote. Erzählt den Kindern Erfahrungsberichte, wo Menschen Gott höher achteten als weltliche Autoritäten (Bsp.: Sabbat-Schule, Arbeit, Wehrdienst,…).
  • Daniel und seine Freunde achteten ihren Körper und hielten sich gesund. Überlegt euch eine Woche lang eine Sache, die ihr jeden Tag für euren Körper tun möchtet.

Jesus und Petrus

Petrus verleugnete seinen Herrn dreimal und doch wandte sich Jesus nicht von ihm ab. Stattdessen zeigte er ihm dreimal, dass er angenommen und ihm vergeben worden war.

  • Bastelt euch Stabpuppen: Malt die einzelnen Personen und Tiere, schneidet sie aus und klebt sie auf Schaschlickspieße. Mit einem passenden Hintergrundbild auf DIN A3 (z. B. die Lagerfeuerszene) kann die Geschichte nun nachgespielt werden. Vielleicht lässt sich ja eine kleine Vorführung organisieren für den Papa, die Großeltern oder Freunde?
  • Erklärt euren Kindern, dass wir, nur, weil uns vielleicht jemand am Spielplatz geärgert hat, kein Recht dazu haben, ihn respektlos zu behandeln. Es ist wichtig, immer wieder zu vergeben und freundlich miteinander umzugehen.
  • Umgang mit anderen bei Differenzen (ab ca. 4 Jahren): Man kann ganz besonders seinen Respekt in schwierigen Situationen zeigen lernen. Wenn man bei Streitfällen mit dem Kind bzw. den Kindern folgende Fragen durchgeht, lernen sie respektvoll mit dem anderen zu sprechen, wenn sie in einem Konflikt stecken.
  1. Was ist passiert?
  2. Warum ist es passiert? 
  3. Was wünsche ich mir?
  4. Womit geht es uns beiden gut?

Diese vier Fragen kann man auch auf jeweils zweimal auf ein Blatt Papier schreiben und am Boden als eine Art Brücke in der Reihenfolge 1, 2, 3, 4, 4, 3, 2, 1 auflegen. Der eine, der im Konflikt steckt, stellt sich auf das erste Blatt und beantwortet die erste Frage. Der andere hört inzwischen nur zu und lasst den anderen ausreden. Danach erst stellt er sich auf seiner Seite auf Blatt 1 und beantwortet die erste Frage. Dann stellt sich der erste auf das zweite Blatt usw. Am Schluss sind sich die beiden Kontrahenten hoffentlich nicht nur körperlich näher gekommen.

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2. Gefühl und Mitgefühl

2.1 Entwicklung des Kindes

Definition

„Respekt (lateinisch respectus „Zurückschauen, Rücksicht, Berücksichtigung“, auch respecto „zurücksehen, berücksichtigen“) bezeichnet eine Form der Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Ehrerbietung gegenüber einem anderen Lebewesen (Respektsperson) oder einer Institution. Eine Steigerung des Respektes ist die Ehrfurcht, etwa vor einer Gottheit.“

Seite „Respekt“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Respekt [Stand: 12.01.2017]

Bis zum Alter von 16 Monaten befinden sich die Kinder in einer Phase, die man frühkindlichen Narzissmus nennt. In ihrer Welt dreht sich alles um sie und das Stillen ihrer Bedürfnisse.

(vgl. Brink, Nana: Kinderpsychiater sieht mangelnden Respekt als Alarmzeichen. Interview mit Michael Winterhoff. URL: http://www.deutschlandradiokultur.de/kinderpsychiater-sieht-mangelnden-respekt-als-alarmzeichen.954.de.html?dram:article_id=143273 [Stand: 17.01.2017])

Erst dann entwickeln Kinder langsam ein eigenes Ich, das zur Abgrenzung gegenüber anderen Personen wichtig ist. Vorher sind sie noch völlig egoistisch und in ihrem ganzen Tun und Handeln auf sich bezogen. Sie lernen erst, dass andere Personen – egal ob andere Kinder oder Erwachsene – eigene Wünsche und Bedürfnisse haben, die sie respektieren sollen. Ebenso gehen sie mit Gegenständen um, die ihnen nicht gehören. Kinder in diesem Alter sind also physiologisch und psychologisch noch gar nicht in der Lage, Rücksicht auf andere zu nehmen. Diese Welt der Anderen erschließt sich ihnen erst langsam.

Wenn man also ein dreijähriges Kind auffordert ins Bett zu gehen, wird es selten sagen: ”Ich habe gerade soviel Spaß in der Badewanne. Könnte ich vielleicht noch fünf Minuten bleiben?” Viel eher wird es mit der Hand aufs Wasser schlagen und “Nein!” brüllen, während seine Augen beginnen, rebellisch zu funkeln. Das hängt damit zusammen, dass seine Sprachfähigkeiten noch nicht voll entwickelt sind und Kinder in diesem Alter begonnen haben die Grenzen auszuloten. Doch hängt es auch mit der Entwicklung des Gehirns zusammen.

„In dem Gehirn eines Kindes laufen ganz andere Prozesse ab als in dem eines erwachsenen Menschen. Erwachsene haben eine voll entwickelte obere Gehirnhälfte, die für vernünftiges Handeln zuständig ist. Mit dieser Gehirnhälfte können wir Kompromisse eingehen, Rücksicht auf andere nehmen und unsere Gefühle im Zaum halten. Bei Kindern ist diese Gehirnhälfte aber noch nicht fertig entwickelt und daher eher schwach. Viel stärker ist die untere Gehirnhälfte, die sich an Gefühlen, Instinkten und Launen orientiert. Bei Kindern ist das Gehirn also noch nicht so weit entwickelt, dass sie zuverlässig „vernünftig“ handeln. In vielen Situationen gewinnt die untere Gehirnhälfte die Oberhand, die Ihr Kleines dazu bringt, lautstark das einzufordern und durchzusetzen, wonach es sich gerade fühlt.Trotzdem sollten Sie jetzt damit anfangen, Ihrem Kind gutes Benehmen beizubringen und auch zeigen, wie wichtig gegenseitige Achtung ist.“

BabyCenter: Wie man seinem Kind beibringt, andere zu respektieren. URL: http://www.babycenter.de/a27733/wie-man-seinem-kind-beibringt-andere-zu-respektieren [Stand: 12.01.2017]

Auch Michael Winterhoff setzt dort an und weist auf die Notwendigkeit von klaren Strukturen, die helfen, dass Kinder Sicherheit erlangen. Dies verhindert Launen und Unwohlsein und stärkt ein besonnenes Verhalten:

„Danach beginnt das Kind, seine Umgebung immer mehr wahrzunehmen und Gegenstände und Personen zu unterscheiden. Es lernt durch Erfahrung und Wiederholungen. Ab diesem Zeitpunkt ist es besonders wichtig, die Kinder zu führen und sich nicht von ihnen führen zu lassen. Regeln und Grenzen sowie geregelte, immer gleiche Abläufe spielen hierbei eine wichtige Rolle.“

(vgl. Brink, Nana: Kinderpsychiater sieht mangelnden Respekt als Alarmzeichen. Interview mit Michael Winterhoff. URL: http://www.deutschlandradiokultur.de/kinderpsychiater-sieht-mangelnden-respekt-als-alarmzeichen.954.de.html?dram:article_id=143273 [Stand: 17.01.2017])

Respekt ist ein menschliches Grundbedürfnis. Ob ein Mensch Respekt anderen gegenüber entwickelt, hängt davon ab, ob seine eigene Würde geachtet wird. Das hat mit den Spiegelneuronen zu tun. Ein Kind, das erlebt, dass man sich in es einfühlt, wird lernen, sich in die Bedürfnisse anderer einzufühlen.

„Erst die Fähigkeit, sich in andere einzufühlen, führt dazu, dass sich Werte wie Fairness, Respekt vor anderen und deren Eigentum, Wahrhaftigkeit, Friedfertigkeit oder Mitgefühl entwickeln. Ein mitfühlendes Kind wird mehr und mehr versuchen sich so zu verhalten, dass es keinem anderen absichtlich Schaden zufügt bzw. Kummer macht.“

Dr. med. Schmelz, Andrea: Fairness, Respekt und Mitgefühl: Wie wird mein Kind ein guter Mensch? URL: http://www.elternwissen.com/erziehung-entwicklung/erziehung-tipps/art/tipp/fairness-respekt-und-mitgefuehl-wie-wird-mein-kind-ein-guter-mensch.html [Stand: 12.01.2017]

2.2 Förderung des Kindes